Shining

Fundtag 11.11.2022 – 18:3
Fundgewicht 380g

Der Albtraum für jeden Igelanfänger.
Der Albtraum im Licht jedes Autoscheinwerfers.
Da tappselt diese Igelmadam einfach unerschrocken von einer Straßenseite zur anderen. Dafür war ich umso mehr erschrocken, als ich kapiert hatte, dass der Autofahrer nicht für mich stehen bleibt. Da war ich gerade, unschuldig, auf dem Weg zu Green und Raschel beim Hartl, als dieses kleine Wunder meinen Weg kreuzte. Besser gesagt, das eines Autos.

Das kleine Wesen hatte einen noch dünneren Schatten, und ich wusste sofort, dass auch dieser Igel keine Chance haben würde. Also habe ich das Rad hingeschmissen und dem Igel Richtung Werkstattparkplatz hinterhergehechtet.

Einen Handschuh in den vorderen Korb geschmissen, Shining hinterher (ja, den Namen hatte sie sofort… also mal ehrlich, die ist da regelrecht im Scheinwerferlicht erschienen. Wenn da der Name nicht gleich klar ist, weiß ich auch nicht). Das Tier auf den Handschuh gesetzt und den zweiten Handschuh auf das Tier gelegt. Ab dafür in die warme Stube. Igelchen Shining musste provisorisch erst mal in eine kleine Holzkiste. Da gab es dann aber ein Zeitungsnest und eine Schüssel Wasser.

Ja, da war der kleine Albtraum, der sich leider recht schnell als größerer herausstellte. Hochgradiger Befall mit Innenparasiten. Kokzidien, Capillaria, beide Arten. Und eine fette Kruste auf der Haut, die sich dann auch noch als Pilz entpuppte.

Ja, und dann ging das Monster in den Hungerstreik.
Also Medis nur per Hand einflösbar und Heimchen für Heimchen für Heimchen für Heimchen für Heimchen für Heimchen für Heimchen für Heimchen für Heimchen… für Heimchen für Heimchen… Ich denke, ihr versteht schon.

Es ging der Maus so dreckig, dass sie nur noch Heimchen aus der Hand fraß. Mit viel Glück ist sie mal selber ans Wasser gegangen. Vier Tage lang, stundenlang, habe ich ihr die Viecher immer direkt vor die Nase gehalten, damit sie überhaupt irgendwas frisst. Und nur wenn die zuckten, wurde Shinings Fressinstinkt noch angesprochen. Leute, ich sag’s euch… Schrecklich. Dass ich dachte, sie stirbt, ist wohl klar.

Dann dieser Pilz. Was dieses Mittel kostet – das ist wirklich pervers teuer. Dann hat sich herausgestellt, dass die untere Naturschutzbehörde nur für Ausgleichsflächen zuständig ist. Das juckt die einen Scheiß, ob es Geld kostet, wenn ein Wildtier krank oder verletzt ist, ich solle die obere Naturschutzbehörde in München kontaktieren…

Obere Naturschutzbehörde am Arsch… Dort mussten die selber erst mal rausfinden, ob es da jemanden gibt, der weiß, wer zuständig sein könnte… Erbärmlich. Wirklich, Deutschland… Toll machst du das! … nicht.

Jedenfalls hat mich Zwischenfall Nummer eins ganz schön auf Trab gehalten. Zum Glück wusste ich, dass Raschel gut versorgt ist. Was war ich am Heulen.

22.06.2023
Ich muss ja immer noch lachen, aber die Kleine hat sich gleich am ersten Tag aus dem Gehege gegraben. Sie hat einfach diesen Lebens- und Freiheitswillen nie verloren und ich bin unheimlich stolz auf die wunderschöne Igeldame, zu der sie geworden ist.